Pascal Steudler, Präsident des Aargauischen Rennvereins, entfacht hier das Feuer für die edlen Pferde und gibt einen Einblick in die schönste Rennbahn der Schweiz im Aarauer Schachen. Dabei spricht er über die Knochenarbeit der Sponsorensuche, die Präsenz auf den sozialen Medien, den Herausforderungen bezüglich des Tierschutzes, das Programm der diesjährigen Saison sowie das beste Publikum der Welt.
Der Aargauische Rennverein ARV startet nach dem grossen Jubiläumsjahr in eine neue Saison. Unter welchem Motto steht die diesjährige Rennsaison?
Pascal Steudler: Mit den gesellschaftlichen Veränderungen zum Tier wie auch mit den Herausforderungen bezüglich des Tierschutzes sind wir im Pferderennsport sehr gefordert. Aus diesem Grund hat sich der Aargauische Rennverein möglichst unfallfreie Renntage als oberstes Ziel gesetzt. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden einzelne Sprünge den Aktiven – sprich dem Pferd – angepasst, um eine einfachere und faire Rennbahn präsentieren zu können. Als weitere Massnahme ist beim Galopprennsport in der Schweiz ein Peitschenverbot für den Einsatz zum Antreiben der Pferde ausgesprochen worden. Das Tierwohl steht bei uns an oberster Stelle, und das ist auch dieses Jahr unser Motto. So sind wir vom ARV der Überzeugung, allen Akteuren gerecht zu werden, um die Faszination Pferderennsport bei einem breiten Publikum wie auch neuen Sponsoren zu entfachen.
Wo steht der ARV heute, respektive welche Bedeutung hat er für Aarau und Umgebung?
Der Aargauische Rennverein mit der Pferderennbahn im Schachen geniesst weit über die Region Aarau hinaus einen exzellenten Ruf, bei politischen Behörden ebenso wie bei Wirtschaftsvertretern. Ein spezieller Dank gebührt unserem «Göttiverein», dem Turf Club Aarau, unseren Vereinsmitgliedern, der Stadt Aarau, dem Kanton Aargau mit dem Swisslos Sportfonds Aargau und der Vereinigung «AargauTopSport» sowie sämtlichen Sponsoren, Gönnern und Partnern, die uns immer wieder aktiv unterstützen und so das ganze Geschehen erst möglich machen. Nebst den vier traditionellen Renntagen wird die Anlage von Frühling bis Herbst vermietet. Durch die wunderschöne Lage und die tolle vielseitige Infrastruktur ist die Pferderennbahn Aarau mittlerweile eine beliebte Location für Anlässe jeder Art.
Die Geschichte des ARV ist eng verknüpft mit Pionier- und Sportgeist. Was hat den ARV besonders geprägt?
Wenn wir mit Stolz auf diese vergangenen 100 Jahre zurückblicken, sollten wir nicht ausser Acht lassen, dass der grösste Teil der Ehre vor allem auch jenen Menschen gebührt, welche seit der Gründungszeitjahre- und jahrzehntelang den Verein aufgebaut und geprägt haben. Mit der Reiterstadt Aarau, in welcher bis 1972 die Kavallerie-Reitschule in der Kaserne einquartiert war, wurde bereits früh der Grundstein für die Pferderennen im Aarauer Schachen gelegt. Dank dem Einsatz von Internierten wurde der einfach angelegte Reitplatz während des Zweiten Weltkriegs zur 5-Sterne-Arena erweitert. Der Ausbau veranlasste nämlich den 1923 gegründeten Aargauischen Rennverein, den Schachen zur ersten permanenten Rennbahn der Schweiz auszubauen.
Welche Bedeutung hat die Aarauer Rennbahn im Schachen für den nationalen und internationalen Pferdesport?
Die Pferderennen Aarau erfreuen sich bei den Aktiven grosser Beliebtheit. Dies nicht zuletzt wegen des aussergewöhnlich begeisterungsfähigen Publikums, welches das Feld bei jedem Tribünendurchgang klatschend anfeuert. Wir sind zusammen mit der Rennbahn in Maienfeld noch die einzige Rennbahn in der Schweiz, die das legendäre Cross Country anbieten und wir dürfen seit Austragungsbeginn Schauplatz der «Meisterschaft der Traber» und des «Grossen Preis der Schweiz» der Hindernispferde sein. Die Hindernisrennen sind für unsere Rennbahn essenziell. So dürfen wir sicher stolz auf die einzelne Stallgemeinschaften wie den Rennstall Schachen oder den neu gegründeten Pro Hindernis Racing Club sein, der die Möglichkeit anbietet, mit einer finanziell interessanten und tragbaren gemeinsamen Unterstützung weitere Hindernis-Rennpferde wieder käuflich zu erwerben und in Aarau starten zu lassen.
Die vier Renntage sind ein grosser Publikumsmagnet. Wieso ziehen sie trotz dem breitgefächerten Freizeitangebot der heutigen Welt immer noch so viel Volk an?
Kurz gesagt: Wir haben das beste Publikum der Welt! Die Pferderennen im Schachen haben eine grosse Tradition und gehören bei unseren treuen BesucherInnen fest zur Jahresplanung. Wir legen enorm Wert darauf, dass wir mit unserem Angebot sowohl unseren Sponsoren als auch den Familien und den jungen Cliquen gerecht werden. So ermöglichen wir den jüngsten Renntagsbesuchern zum Beispiel einen betreuten Kindergarten und Ponyreiten. Die Rasenfläche bietet Platz für Familien mit Picknickdecken, und das vielfältige Streetfood-Angebot von unserem Partner Thommen Gastronomie AG Niedergösgen lädt zum Schlemmen ein. An einer der vier verschiedenen Bars trifft man alte Bekannte zum Fachsimpeln.
Was sind die grössten Herausforderungen des ARV auch in Bezug auf die vier Renntage?
Die aktuelle weltpolitische Lage spüren wir gerade bei der Sponsorensuche extrem. Der ARV darf nur Rennen starten, wenn diese verkauft sind, also ein Sponsor dafür gefunden wurde. Erfreulicherweise haben wir sehr treue Partner, welche uns jedes Jahr unterstützen und wofür wir sehr dankbar sind. Wir suchen aber jährlich nach Sponsoren für über 32 Rennen und somit einen Betrag von rund 300’000 Franken. Das ist aktuell und für die Zukunft wahrlich eine Meisterleistung unseres ganzen Vorstands und der Festangestellten, welche sich mit viel Herzblut und grossem Elan unerschöpflich für die Sponsorensuche einsetzen. Wir sind jederzeit offen für Rennsponsoren.
Was läuft dieses Jahr sonst noch nebst den Renntagen auf der Aarauer Rennbahn?
Erfreulicherweise ist unsere Anlage für Vermietungen aller Art auch dieses Jahr sehr beliebt. Die Rennbahn offeriert die grosszügige Möglichkeit, richtig schöne und auch grosse Feste auf dem Gelände im Schachen zu veranstalten. Und wer das Jahresprogramm intus hat, weiss selbstverständlich auch vom FLAVOUR FAIR Aarau, Thai-Festival, der AMA, die ebenfalls im Schachen stattfindet, oder dem alljährlichen COOP OPEN AIR CINEMA. Für alle Events zählt der Aargauische Rennverein seit Jahren auf die bewährten Dienste von Thommen Gastronomie AG Niedergösgen.
Was sind die nächsten Projekte des ARV?
Wir konzentrieren uns zunächst auf die vier Renntage mit dem Ziel «Faszination Pferderennen im Aarauer Schachen» und so in einem breiten Publikum das Feuer für die edlen Pferde zu entfachen. Auch soll ein Besuch im Aarauturf beim jüngeren Publikum wieder «in» sein. So haben wir mit dem Auftritt in den Sozialen Medien bereits die ersten Erfolge erzielt. Auch werden weitere Projekte zur Sanierung der Anlage geplant. Dank unserem «Göttiverein», dem Turf Club Aarau, konnten wir aktuell die Überdachung hinten bei den Wettschaltern und letztes Jahr die Toilettenanlagen erneuern.
Interview: Corinne Remund