«Unsere Perlen gegenseitig stärken»

    Die Kantone Aargau und Solothurn haben sich zu einer Tourismusorganisation zusammengeschlossen. So wollen sie gemeinsam auf ein breites Angebot zurückgreifen. Premiere ist Ende April, wenn die beiden Kantone an der Gewerbemesse EGA in Egg als Gastregion präsent sein werden. Stefan Ulrich, Geschäftsstellenleiter Kanton Solothurn Tourismus, und Kathrin Scholl, Verwaltungsratspräsidentin von Aargau Tourismus, über gemeinsame Synergien, touristische Aktivitäten und das Bündeln der Kräfte zum richtigen Zeitpunkt.

    (Bilder: zVg) Kathrin Scholl und Stefan Ulrich: «Wir können gemeinsam neue Produkte lancieren.»

    Der Kanton Aargau und der Kanton Solothurn haben sich zu einer Tourismusregion zusammengeschlossen. Welche Idee steckt dahinter?
    Kathrin Scholl: Gemeinsam wollen wir auf der touristischen Karte sichtbarer werden und unsere Perlen gegenseitig stärken. Zudem können wir gemeinsam neue Produkte lancieren.
    Stefan Ulrich: Der Zusammenschluss ermöglicht dem Kanton Solothurn Tourismus, im Bereich der nationalen und internationalen Vermarktung erstmals aktiv werden zu können. Bisher beschränkten sich die Aufgaben z.B. auf die Verbesserungen der (politischen) Rahmenbedingungen, der Stärkung der Regionen etc.

    Welche Synergie können die beiden Kantone bezüglich gemeinsamer Ferienregion nutzen?
    Kathrin Scholl und Stefan Ulrich: Einerseits können wir gemeinsame Kampagnen starten, wie im Sommer 2020 schon geschehen mit dem «Sommerspass». Andererseits können wir wie schon gesagt, gemeinsam neue Produkte entwickeln und Plattformen nutzen.
    Stefan Ulrich: Zudem gibt es auch in den Bereichen Wissenstransfer und -Austausch, Netzwerkaufbau und -Pflege sowie Kostenoptimierung positive Effekte.

    (Bild: © Aargau Tourismus) Der Durchfahrtkanton Aargau lädt definitiv zum Bleiben ein – hier Schloss Habsburg.

    Die beiden Kantone gelten ja nicht gerade als Tourismus-Hotspots. Welche Perlen haben Sie denn zu bieten?
    Kathrin Scholl: Verbindend haben wir die Aarelandschaft und die Jura-Hügelketten, welche zu Wanderungen und Velotouren einladen. Wir haben Kulturangebote, die sich ergänzen. Der Aargau kann mit zahlreichen Schlössern, Kleinstädten und einzigartigen Museen punkten. Die Naturlandschaften laden zum Verweilen ein. Der Bade- und Wellnessbereich mit vier Thermalquellen ist einzigartig. Gaukler- und Musikfestivals erfreuen jedes Jahr viele Menschen und kulinarisch dürfen wir uns mit den regionalen Produkten, insbesondere auch mit einer vielseitigen und qualitativ hochstehenden Weinproduktion durchaus sehen lassen.
    Stefan Ulrich: Der Kanton Solothurn punktet mit den Historischen Altstädten, welche direkt an der Aare gelegen sind und Besonderes zu bieten haben (Barockstadt Solothurn und Literaturstadt Olten). Dazwischen befinden sich wunderbare Landschaften mit gut erschlossenen Erholungs- und Erlebnisräumen (Naturpark Thal, Burgäschisee, Weissenstein, Grenchenberg, UNESCO Weltnaturerbe Bettlachstock, etc.). Schliesslich gibt es im Kanton weit über die Landesgrenzen hinaus etablierte Institutionen und Einrichtungen (Kloster Mariastein, Goetheanum, Velodrome, etc.).

    Was sind die Bilder, die man vom Aargau respektive Kanton Solothurn hat?
    Kathrin Scholl: Wer in den Aargau kommt und sich Zeit nimmt, kommt aus dem Staunen über die vielseitigen Möglichkeiten nicht heraus. Der Durchfahrtkanton lädt definitiv zum Bleiben ein.
    Stefan Ulrich: Der Jurabogen und die durchfliessende Aare prägen primär das Bild des Kantons Solothurn und lassen erahnen, dass es hier viel Schönes zu erleben und entdecken gibt. Wer kommt und verweilt, wir zudem von den vielen prächtigen Kulturbauten- und Güter überrascht.

    (Bild: © Solothurn Tourismus) Der Kanton Solothurn punktet mit den Historischen Altstädten – hier die Hauptgasse Zytglogge in Solothurn.

    Wie steht es um den Tourismus in Kanton Aargau respektive Solothurn?
    Kathrin Scholl: Der Tourismus hat sich in den letzten fünf Jahren enorm entwickeln können. Einerseits hat die Gründung der eigenen Tourismusregion einen Schub verursacht. Andererseits konnten wir mit der Gründung der Aargau Tourismus AG das Netzwerk vergrössern und festigen. Für den Kanton sind wir zur festen Grösse geworden und werden bei Projekten, die touristisches Knowhow erfordern, regelmässig beigezogen.
    Stefan Ulrich: Im Kanton Solothurn hat sich der Tourismus im Freizeitbereich sowohl angebots- wie auch nachfrageseitig sehr stark und äusserst positiv entwickelt. Dies zeigt sich unter anderem auch bei den Logiernächten, welche bis 2019 (vor Corona) markant gestiegen sind.

    Momentan ist es eine äusserst schwierige Zeit für den Tourismus. Jetzt mit einer neuen Ferienregion zu starten – kommt das gut?
    Kathrin Scholl: Wir konnten gerade im ersten Pandemiejahr mit den Erlebnisgutscheinen und Kampagnen mit anderen Destinationen sehr viel bewirken. Der Tourismus ist auch im Mittelland zu einer wichtigen Grösse geworden. Daher ist eine Bündelung der Kräfte zum jetzigen Zeitpunkt genau richtig.
    Stefan Ulrich: Ja, das kommt sicher gut. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für den Start. So sind wir auf dem Markt präsent, wenn die Reiselust wieder zurück ist.

    Wie sehen die Pläne und Projekte der Ferienregion Aargau-Solothurn für dieses Jahr aus?
    Kathrin Scholl und Stefan Ulrich: Es wird in erster Linie wichtig sein, die Plattformen von Schweiz Tourismus für die beiden Kantone gewinnbringend umzusetzen, um eine grössere Sichtbarkeit beider Kantone zu erreichen. Zu einem späteren Zeitpunkt werden neue Produkte erarbeitet.
    Stefan Ulrich: Ende April 2022 werden die beiden Kantone zudem erstmals gemeinsam einen Auftritt haben und an der Gewerbemesse EGA in Egg als Gastregion präsent sein.

    Welche Bilanz könne Sie sich bezüglich dem Tourismusjahr 2021 ziehen?
    Kathrin Scholl: Es war für ganz viele, Regionen wie Leistungsträger ein schwieriges Jahr, hat aber für unsere Organisation dazu geführt, dass wir als verlässlicher Partner erlebt und geschätzt wurden. Es war uns immer wichtig, da wo es möglich ist, konkret und unkompliziert unterstützen zu können. Darauf müssen wir nun gemeinsam weiter aufbauen.
    Stefan Ulrich: Alle touristischen Organisationen im Kanton waren mehr denn je gefordert (kantonal und regional) und hatten die Aufgabe, den Partnern und Mitglieder eine Stütze zu sein. Das ist aus unserer Sicht ganz gut gelungen. Das Angebot konnte weiterentwickelt und einige Lücken geschlossen werden. Die Nachfrage war über das ganze Jahr gesehen und unter Berücksichtigung der allgemeinen Lage in Ordnung.

    Aargau Tourismus muss sich nach innen und aussen bekannter machen, gilt dies auch für den Kanton Solothurn Tourismus?
    Stefan Ulrich: Ja, das gilt auch für uns.

    Was wünschen Sie sich für die Ferienregion Aargau-Solothurn?
    Kathrin Scholl: Ich wünsche mir, dass die Kraft, Energie und Leidenschaft, die in beiden Organisationen bei der Erarbeitung der neuen Ferienregion Wirkung entfalten kann und die gemeinsame Idee zum Fliegen kommt.
    Stefan Ulrich: Die Ferienregion Aargau Solothurn soll sich in der Schweizer Tourismuslandschaft unter dem Gesichtspunkt des sanften, nachhaltigen und fortschrittlichen Tourismus etablieren.

    Interview: Corinne Remund

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